Bewegungsspiele

Schaukeln, springen, auf Bäume klettern, balancieren und viele weitere Bewegungsaktivitäten machen Kinder von sich aus gern. Doch bereitet es ihnen nicht nur viel Freude, sondern ist zudem gesund und wichtig für ihre ganzheitliche Entwicklung.

Deshalb sollten wir sie im Spielen nicht bremsen, sondern sie ermutigen, begleiten und herausfordern. Wir erklären was Bewegungsspiele sind und warum sie so eine wichtige Rolle spielen. Außerdem findet ihr hier Anregungen zur Bewegungsmotivation bei Kindern und Ideen für tolle Bewegungsspiele.

Was sind Bewegungsspiele?

Bewegungsspiele lassen sich als den Typ Spiel beschreiben, bei dem eine hohe Bewegungsintensität stattfindet. Mittels einer spielerischen Tätigkeit kommt der ganze Körper in Bewegung. Hierbei gibt es Bewegungsspiele mit Hilfsmaterialien, aber auch welche ganz ohne Utensilien. Es gibt Bewegungsspiele für große Gruppen und es gibt welche, die auch alleine oder mit nur wenigen Personen gespielt werden können.

Im Groben lassen sich Bewegungsspiele in drei Arten untergliedern

Eine Art des Bewegungsspiels ist das offene Angebot. Hierbei wird durch ein Material, manchmal auch durch eine Bewegungssituation, ein Handlungsrahmen für das Bewegungsspiel geschaffen. Innerhalb dieses Rahmens können sich die Kinder ausprobieren und entwickeln ihre eigenen Spielideen, wobei sie von einer pädagogischen Fachkraft begleitet werden. Auf diese Weise können sich die Kinder mit sich selbst und ihren Mitspielern aktiv und fantasievoll auseinandersetzten.

Bei einem halboffenen Angebot wird der Rahmen für das Bewegungsspiel zum Beispiel durch eine Spielidee abgesteckt. Die Geräte sind so gewählt, dass es andere Variationsmöglichkeiten gibt. Für eigene Ideen und das Ausprobieren wird Zeit gegeben. Beispielweise bekommen Kinder, verbunden mit einer inhaltlichen Spielidee, ein Bewegungsproblem, für das sie eine kreative Lösung finden müssen.

Die dritte Art des Bewegungsspiels ist das geschlossene Angebot. Hier wird ergebnisorientiert gehandelt, wobei die pädagogische Fachkraft gezielt Bewegungen vorgibt, die zu den Materialien ausgeführt werden sollen. Der Rahmen ist also sehr eng vorgegeben und der Ablauf sehr strukturiert. Deshalb nennt man diese Art auch strukturiertes Angebot.

Bei dieser Art von Bewegungsspielen können sich Kinder spielerisch mit Regeln und Strukturen auseinandersetzten und es lassen sich sprachliche Förderschwerpunkte gezielt behandeln. Es sollte allerdings darauf geachtet werden, dass die Spielsituation für die Kinder trotz dessen soviel geöffnet wird, dass sie einen eigenen Sinn und auch Wege darin finden, anstatt blind Anweisungen zu folgen.

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Was für positive Auswirkungen haben Bewegungsspiele auf die kindliche Entwicklung?

Mit Hilfe von Bewegungsspielen können Kinder ihr Umfeld erfahren und durch die Bewegung Dinge begreifen und verstehen. Bewegungsspiele fördert im Grunde die ganzheitliche Entwicklung eines Kindes. Es hilft ihm demnach in allen Bereichen. Je nach Spiel werden andere Kompetenzen gestärkt und gefordert.

Dazu zählen unter anderem die Grob und Feinmotorik. Die Schulung der Reflexe beispielsweise beim Fangen eines Balls und die Hand- und Augenkoordination und das Einschätzen von Entfernungen beim Werfen eines Balls.

Bewegungsspiele sind wichtig für die Lernprozesse eines Kindes und fördern neben der körperlichen Entwicklung auch die geistige und psychosoziale Entwicklung. Ganz nebenbei sorgt Bewegung an der frischen Luft für Ausgeglichenheit und einen freien Kopf für Hausaufgaben.

Wer Balanciert, der schult sein Gelichgewicht. Wer sich bewegt schenkt seinem Körper Beweglichkeit. Durch Bewegungsspiele werden die Muskeln gekräftigt, was für eine gute Körperhaltung sorgt. Damit einhergehend hat das Kind weniger Verspannungen und Rückenschmerzen.

Auch im sozialen Bereich schaffen Bewegungsspiele positive Auswirkungen. Denn Kinder lernen im Spiel mit Anderen Rücksichtnahme, sich abzusprechen und zu einigen und üben ihre Frustrationstoleranz, da sie lernen, dass man nicht immer gewinnen kann.

Was sind Auswirkungen von Bewegungsmangel?

In der heutigen Zeit spielen technische Hilfsmittel und Medien eine größere Rolle denn je. Zwar bringt das einerseits viel Entlastung in verschiedenen Bereichen. Denken wir nur einmal an Google Maps. Welch eine hilfreiche Erfindung, die schon so manch Einen vor übermäßigen Autofahrten oder ungewollten Umwegen auf längeren Spazierwegen bewahrt hat. Voraussetzung dafür ist, immer ein Handy mit sich zu tragen.

Doch birgt dies zugleich Gefahren, wie einen übermäßigen Konsum von technischen Medien. Wer sein Handy immer dabei hat, benutzt es in der Regel auch. Hobbies haben sich verschoben und die technische Mediennutzung rückt immer mehr in den Fokus, wodurch oft weniger Bewegung draußen stattfindet. Dies führt dann zu Bewegungsmangel.

Gerade in der Kindheit können sich daraus Defizite im motorischen Bereich herausbilden, wie Schwierigkeiten beim Rückwärtsgehen oder Balancieren.

Die Muskeln bauen sich ab und der Körper hat weniger Kraft und Ausdauer. Da ist es kein Wunder, dass diese Kinder den Spaß an Bewegung verlieren. Sie fällt ihnen nämlich zunehmend schwerer. Dazu kommt der wachsende Unterschied zu anderen Kindern die fitter sind. Das frustriert, weshalb man sich abkapselt und sportlichen Aktivitäten aus dem Weg geht. Wodurch die eigene Fitness noch weiter abbaut. Ein Teufelskreis.

Wenn zudem noch die Ernährung nicht ausgeglichen, sondern sehr kalorienreich ist, kann das zu Übergeweicht führen, wodurch Bewegung noch schwerer fällt.

Doch ist es nicht nur wichtig fit zu sein, um den Anschluss zu seinen Spielkameraden nicht zu verlieren. Je sicherer wir uns bewegen, desto besser ist unser Körpergefühl und auch das mitwachsende Selbstvertrauen. Wer Defizite im motorischen Bereich aufweist, dem fällt es schwerer Dinge wie Mathematik zu erlernen. Denn als Erstes konzentriert man sich auf seinen eigenen Körper und erst wenn da alle Bewegungsabläufe problemlos klappen, hat man Reserven und einen freien Köpf, um Neues zu lernen.

Tipps für Bewegungsmuffel

  •  Eltern fungieren als Vorbildfunktion und Kinder orientieren sich besonders in jungen Jahren an ihren Eltern.
  • gemeinsam macht Bewegung am meisten Spaß, das tut Kind und Eltern gut und fördert den Familiensinn
  • Orientiert euch an der Kinder-Bewegungspyramide des aid infodiensts. (Alltagsbewegung 6x 5min, Freizeitaktivitäten 4x 15min und Sport 2x 15min am Tag)
  • Nutzt euer Umfeld! Kinder brauchen keine teuren Sportgeräte, denn ihre Phantasie und Kreativität ist riesig. So werden Steine im Sand zu Lavalandschaften und ein umgefallener Baum zum Kletterparadies.
  • Bei schlechtem Wetter kann die Wohnung zum Bewegungsparcours werden. Beispielsweise mit Hilfe von Decken, alten Kartons und umgedrehten Tischen.
  • Schafft ein gesundes Maß an Fernsehen, Computer und anderen technischen Medien. Am Besten sollten diese Medien außerhalb der Spielzeit am Nachmittag genutzt werden.
  • Nutzt für kleine Strecken das Fahrrad, den Cityroller oder die Inlineskates. Vielleicht könnt ihr beim nächsten kleinen Einkauf das Auto stehen lassen.
  • Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. Also holt die Gummistiefel raus und springt gemeinsam durch die tiefsten und größten Pfützen, die ihr finden könnt.

Wo können Bewegungsspiele stattfinden?

Bewegungsspiele sind sehr unterschiedlich angelegt, weshalb auch die Orte, an denen sie genutzt werden können, sehr variabel sind. Wichtig ist, dass das gewählt Bewegungsspiel zum Platzangebot passt. Demnach können Renn- und Tobespiele mit großen Gruppen am Besten draußen auf einer Wiese stattfinden oder in einer Turnhalle. Beispiele hierfür sind Paarhasche und Steh-geh

Es gibt aber genauso Bewegungsspiele, die sich für drinnen eignen und nicht so viel Platz bedürfen. Zum Beispiel bei dem Spiel Luftballonwettlauf. Hier kann es sogar von Vorteil sein in den Innenräumen zu spielen, da es dort windstill ist und so die Luftballons nicht davonfliegen können.

Auch Kreisspiele und -tänze können sowohl drinnen als auch draußen gespielt werden. Bewegungsspiele, welche sich für viele Mitspieler einigen, passen gut in die Schule und den Kindergarten, aber auch zu Jugendfahrten und Festen.

Jedoch gibt es auch eine Reihe an Bewegungsspielen, die sich ebenso für Zuhause eigenen oder sich dort in abgewandelter Form spielen lassen. Wie zum Beispiel ein Hindernislauf oder Sackhüpfen.

Unsere Top 2 Bewegungsspiele für drinnen

Luftballontanz

Luftballonwettlauf

Wann eignen sich Bewegungsspiele?

Bewegungsspiele eigenen sich immer dann, wenn ein Ausgleich zum Alltagsstress geschaffen werden soll oder angestaute Energie durch vieles Stillsitzen und Zuhören abgebaut werden soll. Kleine Bewegungsspiele lassen sich demnach auch gut zwischendurch als Pause einschieben.

Zudem lernen Kinder besser durch Aktivität, also durch die Verknüpfung von Körper und Geist. Bewegungsspiele können also auch eingesetzt werden, um Wissen zu vermitteln.

Bewegungsspiele machen gute Laune und können das Gruppengefühl stärken. Deshalb können sie getrost auch auf Festen oder Gruppenfahrten angeboten werden.

Auch für den Morgenkreis in der Kita oder aber für die Turnstunde in der Schule sind Bewegungsspiele ein Muss.

Wichtig dabei ist immer, dass die Spiele auf den Anlass und die Teilnehmer abgestimmt sind und die Platz- und gegebenenfalls Wetterverhältnisse dazu passen.

Warum lieben Kinder Bewegungsspiele?

Wir Erwachsenen merken selbst wie gut es uns tut sich zu bewegen. Wir fühlen uns fitter, können beispielsweise Treppen steigen ohne außer Atem zu kommen. Der Körper hat mehr Energie für den Tag und man schafft somit mehr, weil man sich motiviert und frisch fühlt. Depressive Verstimmungen sind seltener und wir fühlen uns ausgeglichen.

Kindern geht es da ähnlich. Zwar passieren diese positiven Effekte unbewusst, doch was uns gut tut machen wir gern.

Zudem können Kinder sich bei Bewegungsspielen auspowern und sie prüfen ihre Geschicklichkeit. Sie fordern ihren Körper und andere Kinder bei den Spielen heraus. Das macht Spaß und bringt Spannung.

Außerdem wird der Teamgeist einer Gruppe bei Bewegungsspielen gestärkt und schafft Zusammenhalt für andere Situationen im Alltag.

Um diesen freiwilligen Bewegungsdrang von Kindern von Anfang an zu bewahren und zu fördern, ist es wichtig ihnen die Möglichkeit dafür zu bieten. Warum muss ein Kind beispielsweise im Kinderwagen sitzen, anstatt zu laufen? Warum soll es beim Einkauf reintragen warten und zuschauen anstatt mitanzupacken? Sicherlich ist es nicht immer möglich, doch wenn es die Situation zulässt sollte man den Kindern die Freiheit lassen ihrem Bewegungsdrang nachzugehen. Das stärkt zudem ihre Ich-Kompetenz.

Es bleibt wie immer zu beachten, dass jedes Kind individuell ist und jeder etwas anderes gut kann und somit auch unterschiedliche Vorlieben hat.

Quellen

https://www.kindersache.de/bereiche/wissen/sport/beweg-dich-warum-spiel-und-sport-so-wichtig-sind
https://budrich-journals.de/index.php/diskurs/article/view/16279
https://fgoe.org/sites/fgoe.org/files/project-attachments/kurth_masterthesis.pdf
https://www.in-form.de/wissen/bewegung-spielt-eine-wichtige-rolle/#:~:text=Bewegung%20und%20k%C3%B6rperlicher%20Aktivit%C3%A4t%20spielen,Welt%20in%20und%20durch%20Bewegung.&text=Bewegung%20tr%C3%A4gt%20erheblich%20zu%20einer,psychosozialen%20Entwicklung%20der%20Kinder%20bei.
https://www.socialnet.de/lexikon/Bewegungsspiel
https://www.desired.de/mami/kind/bewegungsspiele-im-kindergarten/
https://www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs/384_9726_Bewegungsangebote_und_aktivitaeten_in_Kindertageseinrichtungen.pdf